28 September 2006

New York (er)Schlägt(mit)Zeilen

Ein Kaffe, ein Gratisexemplar der New York Post und ein Sitzplatz auf der Parkbank am Union Square...


Eine Auswahl
  • Milchpreise steigen (s. 3)
  • Drogentod von Anna Nicole Smith (S. 3)
  • Politikerin in Skandal verwickelt, weil sie ihrem fremdgängerischen Mann nachspionierte (S. 4-5)
  • Dunkelhäutiger Mörder einer jungen und unbekannten (weissen) Schauspielerin vor Gericht (S. 7)
  • "Top Ten" der Gründe, warum ein American Football Spieler sich hätte töten wollen (er schluckte eine ganze Flasche Schmerzmittel) (S. 8-9)
  • Ein stinkreicher Vater heiratete seine wieder gefundene Tochter (sie hatte angeblich eine sexy Version seiner Beine) (S. 12-13)
  • Ein Lehrer von Long Island wurde verhaftet, weil er damit prahlte, auf kleine Jungen, Sklaverei und Kannibalismus zu stehen (Randspalte S. 14)
  • Osama immer noch in Afghanistan (S. 18)
  • Sudoku (S. 24)
  • Ein 72-jähriger Häftling wurde nach 9 Jahren Haft entlassen, nachdem er gegen mafiöse New Yorker Polizisten ausgesagt hatte (sein Gedächtnis sei verblüffend). Mit seiner Hilfe konnten acht Morde aufgeklärt werden. (S. 2)
  • Das in grauenvoller Auflösung publizierte Bild eines Bankräubers auf Seite 28. Der mittelalterliche Mann trägt eine schwarze Sonnenbrille, blaue Jeans und ein weisses Sweatshirt mit dem Aufdruck "New York" (äusserst eindeutig identifizierbar!)
  • Tabelle mit der Angabe von Transfetten einiger Nahrungsmittel auf Seite 35. Die Liste beginnt mit einer mittleren Portion Pommes Frites (8 Gramm Transfette), gefolgt von einer Tüte Popcorn (7.5 Gramm [Mist!]), geht über fünf kleine Chicken Nuggets (4 Gramm) und einem gefrorenen Apfelkuchen (ebenfalls 4 Gramm) zur Chipstüte (3 Gramm). Ein Muffin hat 3 Gramm fiese Fette genau so viel wie ein Esslöffel Margarine und Käsecracker. Gewonnen hat das Stück Pizza mit nur gerade einem halben Gramm Transfette! (Die Liste ist leider erschöpfend)
  • Krasser Titel auf Seite 42: "Will Bill Kill Hill's Thrill?" (was meinen die damit?)
  • Benimm-dich-Regeln fürs Gefängnis (S. 84)
  • Sport (hier endet mein onehin schon spärliches Interesse an der Lektüre)

26 September 2006

My name is Jessica. Or just call me...

...Honey (Newark Airport)
...Baby (jederzeit und überall)
...Sweetie (Newark Airport)
...Lady (H&M Midtown)
...Ma'm (Harlem)
...Sugar (immer wieder)
...Sparrowlady (Midtown)
...Countrygirl (Times Square)

Es wird nicht lange gefackelt und nach Namen gefragt. Hier wirst du gerufen, angesprochen und geheissen wie alle andern auch. Im Wesentlichen klingen einige der Anreden auch ganz schmeichelhaft, im New Yorker Angestellten-Tonfall hören sie sich jedoch leidlich schroff an. Es gibt übrigens keine personellen Grenzen in der Anwendung jener Sammelnamen: Ein Fussgänger kann durchaus eine bewaffnete Polizistin mit "Baby" ansprechen und erntet darob ein breites Grinsen (die Qualität der Schmeichelei ist fraglich, scheint aber durchaus Wirkung zu zeigen).
"Sparrowlady" nannte mich ein zwei Meter hoher Strassenarbeiter mit hüftlangen Dreadlocks, nachdem er die kleine Schwalbe auf meinem linken Oberarm entdeckt hatte. Dass er mich Stunden später wieder erkannte, verdanke ich ebenfalls dieser Zeichnung. Schmeicheleihin oder her, der Name "Countrygirl" hat einen sauren Beigeschmack. Natürlich schlug ich eine Einladung an eine hippe Hip-Hop Party aus, worauf ich als Landmädchen betitelt wurde... Oder erahnte der Typ meine heimliche Leidenschaft für Countrymusik?

Grand Central Station New York City (sozusagen der Hauptbahnhof)

25 September 2006

Jamaica Bay Watch

Ein Natur Schau Spiel: Das hier.

(Für vollen Genuss oben links auf Slideshow klicken)

Jamaica


Das Naturreservat Jamaica Bay Wildlife Refuge in der New Yorker "Jamaica-Gegend" bietet Unterschlupf für etliche Vögel und Reptilien. So verwuchert und naturgewachsen der Ort auch aussieht, er ist das Ergebnis einer Renaturalisierungsaktion in den 1950er Jahren. Das Naturreservat zog bald Vögel an, die Jahrzehnte, einige fast 100 Jahre lang nicht mehr in der Gegend der Grossstadt gesehen worden waren. Wer zum ersten Mal das Fleckchen Natur betreten will, muss sich vor Ort anmelden und eine Erklärung unterschreiben. Man gibt sich damit einverstanden, dass man weder raucht, noch isst, man darf nicht joggen oder Radio hören, die Tiere nicht füttern oder die Pfade verlassen - die Natur darf hier nicht gestört werden.

23 September 2006

Fort Tryon Park



Auch Manhattan hat seine grünen Fleckchen. Der Fort Tryon Park war Schauplatz einer Schlacht des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges. Sechs Hundert Amerikaner trafen auf vier Tausend Hessen (von den Briten als Söldner geschickt). Darunter befand sich die erste Soldatin Amerikas, Margaret Corbin, die sich während der Schlacht schwer verletzte. Die Briten gewannen die Schlacht und die Festung wurde nach Sir William Tryon benannt (Jessica).

You said Switzerland?

Schweizer/innen haben's sogar hier im Big Apple leichter. Als ich gestern Abend bei der Kinokasse so ganz nebenbei erwähnte, dass wir beide aus der Schweiz seien, schrak der Kassier auf und fragte perplex: "You said Switzerland?". Nach meinem breiten "Yeaah" griff er unter die Theke und händigte uns zwei verbilligte Tickets aus! Amazing, oder?

Okay, nun die ganze Wahrheit. Wir waren an der US-Premiere von "Jeune Homme", dem Schweizer Film über einen jungen Zürcher, der als Au-Pair nach Genf geht und sich dort als Mary Poppins aus Affoltern am Albis entpuppt. Wir wussten natürlich von besagtem Losungswort "Switzerland" aber sagten es so cool nebenbei, dass der Kassier erschrak und wir alle drei dann darüber lachen mussten. Der Film ist übrigens äusserst amüsant und das amerikanische Publikum war ebenfalls entzückt.

22 September 2006

Alle abgehängt

Wir habens also tatsächlich geschafft! Ein winziges Studio, schöner, besser und teurer, dafür an bester Lage, dürfen wir schon bald beziehen. Die Miete wird uns in den Ruin treiben (Spendenkonto wird eröffnet) und das Gefühl in Manhattan zu wohnen in unsere Köpfe steigen. Noch süffisanter fühlte es sich an, zu erfahren, dass wir gesetzte Mehrbietende und reiche Vatersöhnchen agehängt haben. Auch jenen haben wirs gezeigt, die dem Makler ein schönes Trinkgeld versprochen haben, sollte es klappen mit dem Mietvertrag. Manchmal nehme er solche Angebote dankend an, «but here I have to find someone nice, you know». Freundlichkeit hat also auch ihren Wert, hier in The Big Apple.




Am Wochenende entfliehen wir der Hektik und dem Lärm der Grossstadt und tanken Natur im Garden State New Jersey.

Harlem





Schon anders, wenn du plötzlich auffällst - wegen deiner Hautfarbe. Im Bus war kein Platz mehr frei, so bin ich halt gestanden. Ich war die einzige Weisse im Bus, auf der Strasse, im Quartier. In Harlem bist du anders, sugar.

21 September 2006

Zirkus in 10 Akten

Das hier wurde verlangt. Viel Vergnügen :-)

20 September 2006

Wo das Geld nicht auf den Bäumen wachst




Wenn die Subway plötzlich ans Tageslicht auftaucht, bedeutet das nicht, dass man über Felder oder durch Wald fährt, wo höchstens Rehlein und Vögelein Lärm belästigt würden. Die vorbei ziehenden, himmelhohen, zusammengepferchten und verlotterten Wohnblöcke erzählen von Menschen, die im wohlbetuchten Manhattan wenig verloren haben. Ausser sie gehen gerade ihrer Arbeit nach, leeren die Abfalleimer im Financial District, servieren dir deinen Lunch oder fahren dich in der Subway zur besser bezahlten Arbeit und zurück. Tageslicht ist in diesem Job nicht inklusive, ausser man führt die Fahrgäste eben in eines der weniger reichen Viertel. Je länger diese Reise dauert, desto weniger Passagiere fahren mit. Diese aber werden, je länger sich die Fahrt weg von Manhattan ausdehnt lauter. Am Telefon und untereinander. Wer Fluchwörter nicht verträgt und grün sehen möchte, soll eine andere Route wählen.

19 September 2006

Der grosse Zirkus

Über mehrere Blocks hinweg sind die Strassen und Tunnel abgesperrt. Schwarze kugelsichere Limos mit getönten Scheiben, Polizeiwagen und Ambulanzen en masse, Spezialeinheiten in Vollmontur inklusive Sturmgewehr, Helikopter drehen ihre Kreise, haufenweise Bodyguards, die gesamte NYPD auf Platz (stramme Jungs in Uniformen, schwärmen einige Damen). Nein, das ist kein Katastrophenschauplatz, sondern die Gegend rund ums UNO Hauptgebäude, wenn sich die Staatschefs dieser Tage versammeln. Heute wurde, wie alle Jahre wieder, die 61. Vollversammlung der Vereinten Nationen eröffnet. Ach ja, und ich bin seit gestern auch dabei (Lorenzo)

Wer kommt spielen?





Ein trostloser Ort sondergleichen: Coney Island

Fast ziemlich ganz sicher

Wir wollen uns fast ganz gewiss in der Sicherheit wähnen, nun endlich eine Bleibe (oder auch als «Aufriss» bezeichnet) gefunden zu haben… Also eigentlich deutet alles drauf hin, dass es klappt (bezahlt haben wir also schon eine ganze Menge dafür :-) Sobald der Vertrag unterschrieben ist, bin ich dann auch zufrieden.
Unterdessen eine weitere Stimmungsimpression vom Washington Square (die Strassenkünstler suchten sich Statisten aus... Ob sich dahinter wohl ein weltpolitisches Anliegen versteckt?)

17 September 2006

Peter Rabbit & Tic And Tac



Am Washington Square, wo mehrere höchst unterhaltsame und qualitativ hochstehende Strassenkünstler ihre Darbietungen zum Besten geben. New York erlebt im Gegensatz zu Bern noch ein Spätsommerwochenende, bevor es nächste Woche auch hier herbstlich und regnerisch wird.

16 September 2006

Cupcakes

Dafür stehen New Yorker übrigens eine halbe Stunde Schlange, rund um die Uhr!

Wir auch.

Und wir werdens wieder tun ;-) *Hmjam*

Die Suche geht weiter...

...guten Mutes!
(das links ist übrigens Lorenzo :-)
Wir können die Wohnungssuche jetzt etwas lockerer angehen lassen, da wir die Möglichkeit haben noch ein paar Tage bei der guten New Yorker Fee zu verbringen. So kombinieren wir also hektisches Suchen mit gemütlichen Momenten, zum Beispiel im Central Park.

15 September 2006

If I can make it there, I'll make it anywhere

Was lernt man in etwas mehr als vier Tagen New York? Du kannst nur dir selbst vertrauen (nebst deiner Begleiterin und unserer unglaublich wertvollen Gastgeberin), Egoismus und Skrupellosigkeit gelten hier als Tugenden, und wenn du hier bestehen willst, musst du dich aufrappeln, die Ellbogen spitzen und dich wieder ins Getümmel werfen. Dieses Fazit ist stark von unserer momentanen Gefühlslage geprägt aber so falsch ist es wohl nicht. Das Leben in einer Grossstadt (noch grösser als Zürich, jaja) hat seine eigenen Regeln und Eigenheiten, die man erst erfahren und verstehen muss. Wir sind daran, dies zu tun aber derProzess kann frustrierend und Kräfte raubend sein. Man fühlt sich, wie der naive Landbursche, der erstmals in seinem Leben eine Stadt betritt (der Vergleich geht übrigens auch mit dem Landmeitschi). Morgen ist ein neuer Tag, Landbursche und Landmeitschi werden mit ausgefahrenen und gespitzten Ellbogen raus und es allen zeigen, denn wenn man wirklich will und alles daran setzt, es zu realisieren, dann ist hier alles möglich... ja, wir lernen schnell. (Lorenzo)

In der Anonymität baden gehen

«In New York können sich die Leute gegenüber einer Million Menschen schlecht benehmen, und es gibt immer noch 17 Millionen, die davon nichts ahnen. In Bern würde niemand mehr mit dir was zu tun haben wollen.» (Zitat Auslandschweizerin)

Schönes Motto für den heutigen Tag :-/

Im netten Gästezimmer mit obigem Ausblick (und sagenhaften Horn- und Hupklängen sowie nassem Wetter) warten wir auf die längst fällige Zusage für das Studio.

14 September 2006

Weissgelbes Gold

In seeliger Vorfreude mussten meine Augen geleuchtet haben, als wir im Supermarkt zum Regal mit (unter anderem) Chips und (von grösserem Interesse) Popcorn gelangten: überdimensionierte Popcornsäcke! Die weissgelblichen Glücksspender verpackt zu einer paradiesischen Tüte, deren kostbaren Inhalt in rund drei grosse Packungen Kinopopcorn nach Schweizer Massen passen würde. Leider stiess der Kauf dieses sagenhaften Produkts nicht bei allen Beteiligten auf Zustimmung, lieber wollte man nach kleineren (und infolgedessen unauffindbaren) Tüten Ausschau halten. In einem letzten von Verzweiflung gezeichneten Versuch wandte sich die unstimmige Seite an einen Verkäufer, um sich nach Mikrowellenpopcorn zu erkundigen. «Six», lautete die präzise Antwort des Verkäufers, der sich, den Fragenden im Ungewiss stehen lassend, wieder dem Auffüllen seiner Regale widmete. Wie sich herausstellte, sind die Gänge in diesem Supermarkt säuberlich nummeriert, und in dessen sechstem Gange fanden wir schliesslich die Mikrowellenpopcorn.

Der Phlog wird momentan eher als Blog missbraucht, dieser Zustand wird sich aber sehr bald ändern :-) Dann nämlich, wenn wir eingerichtet und so richtig angekommen sind.

13 September 2006

Wohnungsfindung

Auf Drängen hin von Herrn Bombadil hat die entkräftete Autorin dieses Blogs alle Hebel in Bewegung gesetzt und einen Gastautor zum heutigen Beitrag anheuern können. Geniessen Sie die Fortsetzung unseres Abenteuers ;-)

Hurra, wir haben eine feste Bleibe gefunden! Nach zwei frustrierenden Tagen, die wir mit Annoncen abklappern, E-mails verfassen (die nie beantwortet werden) und Nachrichten auf Telefonbeantworter sprechen (da niemand erreichbar ist) verbracht haben, hats nun mit grosser Sicherheit geklappt. Wir haben ein kleines Juwel in einer hässlichen Wohngegend gefunden. Die Nachbarschaft sei ziemlich sicher und die Leute nett, aber das Auge wird leider nicht verwöhnt. Unsere U-Bahn Station (siehe Bild) ist die unschönste, die wir bisher gesehen haben, aber wir sind äusserst stolz darauf! Jenna, die uns ihr Reich anvertraut ist Schauspielerin und wird bis Dezember verreisen, um im «Dollhouse» von Ibsen zu spielen. Sie hat ihr Studio mit viel Liebe eingerichtet. Es ist ein gemütliches Heim. Und wir haben TV und Internet, was uns erlaubt, euch weiterhin auf dem Laufenden zu halten. Noch einmal: Hurra! (Lorenzo)

Hier ist es übrigens, unser kleines Reich: Bennett Avenue

12 September 2006

- 57 Grad Celsius auf 10478 Metern Höhe

«Ich begrüsse Sie zum Flug nach äääh (längere Pause) Newark, geniessen Sie die Zeit an Bord.» (Pilot)

Nach zwei Umbuchungen, ebenso vielen Sicherheitschecks inklusive Socken- und Hosenbundtest sowie einer Medikamenten-Vorführung meinerseits, nach einer Sprengstoffanalyse einer meiner Kameras und etlichen Stunden Wartezeit sitzen wir jetzt also im halbleeren Flugzeug nach NYC (ich muss an die Flughafenarbeiterin denken). Draussen, in 10478 Metern Höhe sind Minus 57 Grad Celsius.

Freundliche Flughafenarbeiterinnen

Es sei schon erstaunlich, wieviel man sogar am 11. September zu tun habe, meint eine schick zurecht gemachte Flughafenarbeiterin auf dem Frankfurter Flughafen und schüttelt ungläubig den Kopf. «Die Leute scheinen überhaupt keine Angst zu haben», erwiedert ihre Kollegin, «ich würde am 11. September bestimmt nicht im Flugzeug reisen.» Mit rollenden Augen pflichtet ihr die erste bei. Dabei sei jetzt ja heraus gekommen, dass alles eine Lüge war. «Der Saddam hatte nämlich gar keine Massenvernichtungswaffen», sagts und winkt mich heran, um den Sicherheitscheck zu vollziehen.

10 September 2006

Was nur?

Was macht man mit Passagieren, die vor dem Einsteigen ins Flugzeug in Ohnmacht fallen?

09 September 2006

Vom Laster zur Gepäckeslast

Morgen geht die Reise los. Schon morgen, weil bei Easyjet nur 21 Kilo Gepäckeslast gestattet sind. Wir müssen also mit dem Nachtzug statt wie ursprünglich geplant mit Easyjet nach Paris, von wo aus wir unseren Überseeflug starten. Meine beiden Koffer wiegen nun mal 20 und 17 Kilo. Davon sind rund 5 Kilo Kameras (5 an der Zahl plus Objektive und Stativ) und 3 Kilo Schuhe (5 Paare). Wo sich die anderen 29 Gewichtseinheiten verstecken, ist mir unklar.